Mit Herz und Verstand – Günther Weber hat die Antworten

Flex-Punkt Druckformen GmbH im Porträt

Günther Weber, 57, ist geschäftsführender Gesellschafter der Firma Flex-Punkt Druckformen GmbH. 1994 in Halle/Westfalen gegründet, ist sein Unternehmen zu einem mittlerweile 50 Mitarbeiter starken Betrieb gewachsen. Seit 27 Jahren ist die Flex-Punkt Druckformen GmbH nun als Spezialist der Verpackungsindustrie bekannt.
Tief verwurzelt in Wellingholzhausen, hat Günther Weber im Laufe der Entwicklung auch sein Unternehmen in seinen Heimatort geholt.

1. Hast du deine berufliche Laufbahn von Anfang an vor dir gesehen?
Nein. Als ich 1979 angefangen bin mit meiner Lehre als Reprofotograf, habe ich natürlich noch nicht geahnt, dass ich im Jahr 2021 ein Unternehmer mit mittlerweile 50 Angestellten sein werde.
Mit damals 16 Jahren habe ich noch nicht darüber nachgedacht oder geplant, mich jemals selbstständig zu machen.

2. Würdest du heute etwas anders machen?
Im Großen und Ganze nicht. Das Zeitmanagement, das müsste ich nochmal überdenken, das hätte man vielleicht etwas anders gestalten sollen. Diese Vermischung Privat und Beruf, das ist nicht so einfach als Selbstständiger. Man ist im Kopf 24 Stunden am Ball. Ich würde versuchen mehr Abstand zu nehmen in der Freizeit.

3. Wie kam es zur Gründung von Flex-Punkt Druckformen GmbH?
Nach 15-jähriger Tätigkeit in einer Druckerei habe ich die Seiten gewechselt und bin zum Zulieferer gegangen. Da habe ich ein Jahr als Außendienstler gearbeitet und habe in dieser Zeit festgestellt, dass viele Sachen besser und einfacher gehen. Daraufhin habe ich einen Plan geschmiedet und Verbündete gesucht und gefunden. Die eigentliche Idee entstand dann bei einem Bier. Mit dem damaligen Produktionsleiter und seinem Stellvertreter haben wir uns dann zu dritt selbstständig gemacht. So fiel am 01.07.1994 der Startschuss für die Flex-Punkt Druckformen GmbH.

4. Gab es einen Geschäftsplan?
Vor dem Start hatten wir natürlich einen Plan und hatten eine Idee, die es so zu dem Zeitpunkt auf dem Markt noch nicht gab. Die Idee war das Montieren von Platten als Dienstleistung anzubieten, was wir noch heute sehr erfolgreich machen.
Wir haben uns dann gesagt, wenn nach einem halben Jahr nicht so viel dabei rumkommt, dass wir uns ein vernünftiges Gehalt auszahlen können, dann stampfen wir das ganze wieder ein.

5. Ist es einfacher, alleiniger Geschäftsführer zu sein?
Von der Entscheidungsfindung ist das natürlich einfacher, da man sich nicht mit anderen abzustimmen braucht. Bislang hat das immer gut geklappt, aber ich hole mir schon auch durch Freunde und Bekannte und auch einem Kreis von Unternehmern hin und wieder Input, wie die Probleme sehen und Entscheidungen treffen würden. Die Entscheidung trifft man am Ende selber, aber eine zweite Meinung ist nie verkehrt.

6. Wer waren die ersten Kunden? Sind diese noch heute Kunden?
Die ersten Kunden der Stunde waren große Druckereien aus den Bereichen Lebensmittel, Tobacco, Hygiene- und Medizinartikel. Alle anfänglichen Begleiter zählen auch heute noch zu unserem festen Kundenstamm.

7. Woraus bestanden die ersten Jobs?
Wir waren ein sehr kleines Unternehmen, welches anfangs nur Photopolymerplatten gefertigt hat. Die technische Ausrüstung war also nur dazu ausgelegt, diese Art von Platten zu fertigen. Es gab damals noch nicht den Weg über digitale Platten, das lief über Filme. Wir haben mit einem Partner zusammengearbeitet, bei dem wir die Repro zugekauft haben.
Als gelernter Reprofotograf bin ich dann dahin und habe die Repro durchgesprochen, die haben diese dann umgesetzt und die Filme hergestellt.
Die ersten Jobs waren hauptsächlich Flaschenetiketten für die Getränkeindustrie und auch Hygieneartikel.
Zum Teil waren wir auch als „Schnellschussheini“ bekannt, haben von Kunden die fertigen Filme bekommen und mussten gar keine Repro, sondern nur die Platten machen. Die haben dann nachmittags noch angerufen und gefragt, ob wir noch 30-40 Platten machen können. Da sind wir dann noch losgefahren, haben die Filme geholt, über Nacht die Platten gemacht und diese morgens wieder zum Kunden gebracht.

8. Seit wann gibt es bei Flex-Punkt eine Repro-Abteilung?
Im Jahr 1996 haben wir eine erste ArtPro-Lizenz für Mac gekauft. Da waren wir ganz stolz drauf. Die Abteilung bestand anfangs also nur aus einer Person. Dann wurde die Repro langsam aufgebaut, da die Investition damals auch sehr hoch war. Schon Wahnsinn, wenn man überlegt, dass die Repro jetzt mit 19 Leuten die größte Abteilung ist.

9. Was waren die ersten Maschinen?
Die ersten Maschinen waren ein Belichter und ein Auswascher von DuPont und dazu ein Trockner – reines Equipment für Plattenfertigung. 1995 kam dann die erste Microflex zum Kleben dieser Platten, weil wir ja die Idee hatten etwas anzubieten, was andere nicht machen – die Montage der Platte als Dienstleistung. Erst 1998 gab es den ersten digitalen Laser.

10. Wie lauten deine Führungsgrundsätze?
Fairness ist mir sehr wichtig. Genauso das Mitspracherecht meiner Mitarbeiter, Meinungen anhören und diese auch zu akzeptieren. Auf der anderen Seite ist mein Führungsstil auch bestimmt.

11. Was spielt negativ in deinen Führungsstil rein/hält dich davon ab, deine Ziele zu erreichen?
Manchmal bin ich hier und da nicht konsequent genug. Dadurch können manche Entscheidungswege auch mal länger dauern, aber es hat mich nie daran gehindert, irgendetwas umzusetzen. Manchmal ist es auch ganz gut, weil man dann noch mal eine Nacht drüber geschlafen hat und es dann richtig entscheidet.

12. Haben sich deine Führungsprinzipien im Laufe der Zeit verändert?
Ja, gerade in den letzten 4-5 Jahren haben diese sich in der Hinsicht verändert, dass ich auch abgebe. Ich treffe Entscheidungen nicht mehr alleine und es sind mehr Kollegen mit in der Verantwortung.

13. Was würdest du dem beruflichen Nachwuchs raten?
Besonders den jungen Berufsanfängern würde ich raten, Vollgas zu geben was Lernen angeht. Man sollte sich nicht nach einer Ausbildung darauf ausruhen, sondern weitermachen, was heute auch gefordert wird. Sprich einen Bachelor, Master, Techniker etc. machen und versuchen zwar viel Theorie-, aber auch Praxiserfahrung zu sammeln. Ich finde es immer gut, wenn die Leute auch mal „die Hände schmutzig hatten“. Reine Theoretiker haben es meiner Meinung nach im Alltag schwer.

14. Darf ein Chef Schwächen zeigen?
Unbedingt. Ein Chef ist ja auch nur ein Mensch. Man muss ja auch mal Fehler zugeben können. Und wie ich immer gerne betone „muss ja nicht immer alles richtig sein, was ich sage.“ Zu seinen Fehlern stehen ist für mich kein Zeichen von Schwäche, ganz im Gegenteil, das ist ein Zeichen von Stärke. Kein Mensch macht extra Fehler. Das ist übrigens auch eine große Stärke von Flex-Punkt Druckformen GmbH, Fehler zuzugeben.

15. Was ist ein großer Unterschied im Arbeitsleben/-welt früher zu heute?
Auf jeden Fall der Faktor Zeit. Was sich dabei besonders verändert hat, ist der Durchsatz und die Geschwindigkeit, die die Technik ermöglicht. Bei dem Versuch dabei hinterherzukommen, stößt der Mensch auch massiv an seine Grenzen, denke ich. Diese Informationsflut, die man heute hat, die ist enorm.
Früher hatten wir in der Repro für drei Aufträge eine Woche Zeit für die Bearbeitung. Heute wird man unruhig, wenn man drei Aufträge nicht nach drei Stunden fertig hat.
Man muss schneller werden, mehr in kürzerer Zeit schaffen, alles muss besser werden und die Qualität muss top sein. Der Preis soll allerdings runter. Diese Schere geht da sehr stark auseinander. Auch die Arbeitszeitmodelle haben sich demnach stark verändert. Wir sind hier mit 37,5 Stunden unterwegs, das ist schon eine Ausnahme und für die heutige Zeit schon wenig.

16. Hättest du zu Beginn der Selbstständigkeit gedacht, dass du heute dort stehst, wo du stehst?
Dass ich jetzt da stehe, wo ich bin, habe ich mir so nicht erträumt. Dafür war das noch zu weit weg. Wir haben ganz am Anfang mal gedacht, dass wir in Zukunft eine Firma mit ca. 10 Mitarbeitern am Laufen haben werden.

17. Wo siehst du deine Firma in Zukunft?
Ich sehe uns als gut aufgestellten Dienstleister in einem sich verändernden Verpackungsmarkt, technisch und qualitativ mit in der ersten Reihe. Die Verantwortung der Flex-Punkt Druckformen GmbH liegt dann in jüngeren Händen, einer jungen Führungsmannschaft, die das Unternehmen leitet. Für mich war immer klar mich frühzeitig um die Nachfolgeregelung zu kümmern. Daher bin ich auch vor ca. 3 Jahren schon damit angefangen das zu planen.

18. Was geht dir (bei der Arbeit) auf die Nerven?
Wenn man Dinge bespricht, die auch nach dem zweiten oder dritten Mal ansprechen nicht gemacht wurden. Ignoranz geht mir auf die Nerven.
Außerdem geht es mir quer, wenn Unordnung und Dreck herrschen.

19. Wie kannst du nach einem stressigen Arbeitstag abschalten?
Mit dem Fahrrad oder Oldtimer durch die Bauernschaften fahren.
Anschließend am liebsten mit Familie und Freunden mit einem Glas Wein auf der Terrasse sitzen.

20. Kommst du manchmal zu spät?
Joa. Also in den letzten Jahren nehme ich mir das hier und da manchmal raus.
Früher war das ein No-Go für mich. Wenn ich einen Termin hatte, war ich immer eine viertel Stunde vorher da. Bei der Arbeit bin ich in der Regel aber pünktlich. Wenn eine Zeit vereinbart ist, bin ich dann da.

21. Wie reagierst du auf Kritik?
Gelassen wäre das falsche Wort. Ich nehme sie auf jeden Fall auf und versuche diese umzusetzen.

22. Konntest du dich in deinen Entscheidungen immer auf dein Bauchgefühl verlassen?
Zu 90 Prozent ja. Ich habe das Unternehmen hier auch nach meinem Bauchgefühl aufgebaut.

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